Skoliose – Wenn der Rücken aus der Reihe tanzt

Die Wirbelsäule ist der Mast unseres Körpers: Sie hält uns aufrecht und balanciert jede Bewegung aus. Bei einer Skoliose weicht dieser Mast seitlich ab und verdreht sich dabei​, als wäre ein unsichtbarer Windstoß dagegen geraten. Dadurch kann das ganze „Schiff“ Körper schief stehen, obwohl man oft gar nicht sofort Schmerzen spürt. Eine verstärkte Krümmung führt allerdings zu Muskelverspannungen und Schmerzen entlang des Rückens​. Umso wichtiger ist es, Rückenschmerzen vorzubeugen: Regelmäßiges Kräftigungs‑ und Ausdauertraining 2-3 Mal pro Woche stärkt Rumpf und Beine und senkt nachgewiesenermaßen das Risiko chronischer Rückenschmerzen​.

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Die Wirbelsäule – Unser Körper-Mast im Sturm der modernen Welt

Stellen Sie sich vor, die Wirbelsäule ist der Mast eines Schiffes, der uns aufrecht hält und jede Bewegung balanciert. Doch was passiert, wenn dieser Mast durch äußere Einflüsse ins Wanken gerät? Wenn Babys und Kleinkinder zuviel in Hochstühlen oder Gehwagen sitzen, anstatt sich selbstständig aufzurichten und zu bewegen, kann die Grundlage für eine gesunde Wirbelsäule gefährdet werden. Wie ein Schiff, das von einem plötzlichen Sturm erfasst wird, kann auch unsere Wirbelsäule durch unnatürliche Haltungen und Bewegungsmangel aus der Balance geraten.

Die Folgen sind oft schleichend: Eine seitliche Abweichung, bekannt als Skoliose, kann sich entwickeln, ohne dass wir sofort Schmerzen verspüren. Doch je mehr sich der Mast neigt, desto größer wird die Gefahr von Muskelverspannungen und chronischen Rückenschmerzen. Der stetig steigende Bewegungsmangel ist alarmierend – dadurch steigt das Risiko für Rückenprobleme. Studien zeigen, dass etwa 80 % der Kinder und Jugendlichen nicht die von der WHO empfohlene tägliche Aktivität von mindestens 60 Minuten mittlerer bis hoher Intensität erreichen.

Wie können wir sicherstellen, dass unsere „Schiffe“ stabil bleiben und nicht im Sturm der modernen Lebensweise kentern? Und was wird in der Skoliosetherapie jetzt anders gemacht als früher?

Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie wir die Weichen für eine gesunde Wirbelsäule stellen können und welche Rolle Bewegung in der frühen Kindheit dabei spielt.

Die Herausforderung der digitalen Generation: weniger Bewegung, mehr Skoliose

In einer Welt, die zunehmend von Digitalisierung geprägt ist, verbringen Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit vor Bildschirmen – sei es am Smartphone, Tablet, Computer oder vor dem Fernseher. Diese sitzende Lebensweise hat nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Fitness, sondern auch auf die Gesundheit der Wirbelsäule. Wo früher Kinder draußen spielten, klettern und sich bewegen konnten, kommen sie heute oft kaum aus ihren Zimmern, während sie in virtuelle Welten eintauchen. Die mangelnde Bewegung führt dazu, dass die Rückenmuskulatur nicht ausreichend gestärkt wird, was das Risiko für die Entwicklung von Skoliose erhöht. Wie schaffen wir es, dass unsere Kinder die nötige Bewegung erhalten, um ihre Wirbelsäule gesund zu halten?

Skoliose im Überblick

Ursachen und Risikofaktoren

Bei Skoliose unterscheidet man hauptsächlich zwischen der idiopathischen und der degenerativen Form. In etwa 80 % der Fälle bei Jugendlichen kann keine klare Ursache identifiziert werden – man spricht dann von idiopathischer Skoliose. Experten vermuten, dass ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskeln und Wirbelkörper eine Rolle spielt, wobei eine Seite schneller wächst als die andere. Dies kann insbesondere in Phasen rascher körperlicher Entwicklung, etwa während der Pubertät, zu einer verstärkten Krümmung der Wirbelsäule führen.

Im Gegensatz dazu dominiert bei Erwachsenen die degenerative Skoliose. Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben an Elastizität und die Wirbel können verschleißen. Diese Veränderungen führen dazu, dass die Wirbelsäule durch ungleiche Belastungen schief wird. Es ist wichtig zu beachten, dass auch eine frühere, unerkannte jugendliche Skoliose im Laufe des Lebens wieder in Erscheinung treten kann, insbesondere wenn die Muskulatur nicht ausreichend gestärkt wurde.

Zusätzlich gibt es weitere Einflussfaktoren, die zur Entstehung von Skoliose beitragen können. Genetische Veranlagungen spielen eine Rolle, aber auch hormonelle und muskuläre Ungleichgewichte. Fehlhaltungen, die durch Beinlängendifferenzen, Verletzungen oder chronische Schmerzen entstehen, können ebenfalls eine funktionelle Skoliose auslösen. Diese Faktoren verdeutlichen, wie komplex die Ursachen von Skoliose sind und wie wichtig es ist, frühzeitig aktiv zu werden, um die Gesundheit der Wirbelsäule zu fördern.

Skoliose erkennen – Frühwarnzeichen im Alltag

Skoliose wird häufig erst entdeckt, wenn sich die Krümmung der Wirbelsäule bereits äußerlich bemerkbar macht. Zu den typischen Anzeichen gehören ungleich hohe Schultern oder Hüften, ein asymmetrisches Taillendreieck auf einer Körperseite oder ein sichtbarer Rippenbuckel. Besonders auffällig wird die Skoliose beim Vorbeuge-Test: Hier treten ungleichmäßige Wölbungen deutlich hervor, und einseitig gebogene Rippen oder ein „Buckel“ im Brust- oder Lendenbereich sind leicht zu erkennen.

Viele Betroffene berichten anfangs von diffusen Rückenschmerzen oder Nackenverspannungen, doch es ist wichtig zu beachten, dass Skoliose nicht immer mit Schmerzen einhergeht. Daher ist die Sicht- und Tastuntersuchung der Wirbelsäule ein wesentlicher Bestandteil von Routine-Checks, wie sie beispielsweise in Schulen (bei Jugendvorsorgeuntersuchungen) oder beim Orthopäden durchgeführt werden.

Für eine sichere Diagnose wird der Krümmungsgrad der Wirbelsäule mittels Röntgenaufnahmen ermittelt. Dabei wird der sogenannte Cobb-Winkel bestimmt, der angibt, wie stark die Wirbelsäule von der idealen Linie abweicht. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, um geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung und Stärkung der Wirbelsäule einzuleiten und mögliche Beschwerden zu vermeiden.

Symptome und Auswirkungen

Die seitliche Verformung der Wirbelsäule führt dazu, dass die Rückenmuskeln ständig ungleichmäßig belastet werden, was zu einer einseitigen Anspannung führt. Typische Symptome sind Verspannungen oder Schmerzen im Rücken, Nacken und Schulterbereich. Bei einer ausgeprägten Krümmung können die Beschwerden auch in das Gesäß oder die Beine ausstrahlen, was oft als „Ischias“-Beschwerden bezeichnet wird.

Darüber hinaus berichten einige Betroffene von Kopfschmerzen oder einem Gefühl des Ungleichgewichts beim Stehen und Gehen. Die ungleiche Belastung der Wirbelsäule kann im Laufe der Zeit auch Hüft- und Kniegelenke belasten, was zu weiteren Beschwerden führen kann. In extremen Fällen kann die Verformung so stark ausgeprägt sein, dass sie die Funktion von Lunge und Herz beeinträchtigt, was einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen könnte.

In vielen Fällen bleibt die Krümmung jedoch moderat, und die Beschwerden treten häufig erst bei langem Sitzen oder einseitigen Belastungen auf, wie sie beispielsweise am Arbeitsplatz oder beim Sport vorkommen. Für Menschen mit einem chronisch bewegungsarmen Lebensstil, wie Berufspendler, ist es daher besonders wichtig, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Symptomen entgegenzuwirken und die Gesundheit der Wirbelsäule zu fördern.

Die Entwicklung der Skoliose-Therapie: ein Blick in die Vergangenheit und die moderne Herangehensweise

Früher wurde Skoliose oft mit passiven Methoden behandelt, etwa das Tragen von Korsetts oder die Anwendung spezieller Therapien wie der Schroth-Therapie. Diese Ansätze zielten darauf ab, die Wirbelsäule in eine gerade Position zu bringen, ohne jedoch die zugrunde liegenden muskulären Dysbalancen und die Notwendigkeit aktiver Bewegung zu berücksichtigen. Physiologisch betrachtet wirken auf die Wirbelsäule verschiedene Kräfte, die durch die Muskulatur stabilisiert werden müssen. Ein Korsett kann zwar kurzfristig die Wirbelsäule stützen, jedoch wird die Muskulatur nicht gestärkt, was langfristig zu einer Schwächung der stabilisierenden Strukturen führt.

Aktuelle Studien zeigen, dass Menschen heute durch den zunehmenden Bewegungsmangel ein höheres Risiko für die Entwicklung von Skoliose haben. Die sitzende Lebensweise, die durch digitale Medien und weniger körperliche Aktivität geprägt ist, schwächt die muskuläre Stabilität und führt zu mehr Rückenproblemen. Experten empfehlen daher, dass insbesondere Jugendliche in der Wachstumsphase aktiv an ihrer Rückengesundheit arbeiten sollten.

Stellen Sie sich die Wirbelsäule wie eine Brücke vor, die über einen Fluss führt. Diese Brücke muss stabil und gut konstruiert sein, um den Verkehr (also die Kräfte, die auf die Wirbelsäule wirken) sicher zu tragen. Wenn die Brücke gut gebaut ist, können Autos (= die Belastungen) problemlos darüber fahren, ohne die Struktur der Brücke zu gefährden.

Jetzt denken wir an die Brücke, die durch verschiedene Faktoren belastet wird: Wind, Regen und das Gewicht der Fahrzeuge. Wird die Brücke nicht ausreichend unterstützt – zum Beispiel durch fehlende Stützpfeiler oder eine schwache Konstruktion – kann sie anfangen zu wanken oder sogar einstürzen. Ähnlich verhält es sich mit der Wirbelsäule.

Die Muskeln um die Wirbelsäule sind wie die Stützpfeiler der Brücke. Sie müssen stark und gut trainiert sein, um die Wirbelsäule in der richtigen Position zu halten und die auf sie wirkenden Kräfte auszugleichen. Ist die Muskulatur schwach, können die Kräfte, die durch alltägliche Bewegungen (wie Sitzen, Heben oder Drehen) entstehen, nicht richtig abgefangen werden. Die Konsequenz: eine ungleiche Belastung der Wirbelsäule, was die Entwicklung von Skoliose begünstigen kann.

Wollen wir also die Brücke – unsere Wirbelsäule – stabilisieren, müssen wir die Stützpfeiler – unsere Muskulatur – kräftigen. Das bedeutet, dass wir gezielt Rückentraining und funktionelle Übungen in unseren Alltag integrieren müssen. Nur so können wir sicherstellen, dass die „Brücke“ stark genug ist, um den Verkehr – die Belastungen – sicher zu tragen.

Eine ganzheitliche Physiotherapie, die auf aktives Training setzt, ist dabei entscheidend. Kräftige Muskeln stabilisieren die Wirbelsäule und verbessern die Körperhaltung sowie die allgemeine Fitness. Um die Balance wiederherzustellen, trainieren Physiotherapeuten verschiedene Muskelgruppen – Rücken-, Rumpf-, Hüft-, Gesäß- und Beinmuskeln. Neben aktiven Übungen spielen auch manuelle Therapie und Haltungsschulung eine wichtige Rolle. Spezielle Dehn- und Mobilisationsübungen lösen Verspannungen, während manuelle Techniken wie Massagen und Triggerpunktbehandlungen das Gewebe lockern und die Gelenkfunktion verbessern. In der Rückenschule lernen die Betroffenen, wie sie beim Sitzen, Stehen und Heben automatisch eine gesunde Haltung einnehmen können. Selbst Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Atemtraining können dazu beitragen, Schmerzen und Stress abzubauen.

Insgesamt zeigt sich, dass eine aktive Herangehensweise, die auf Krafttraining und funktionelle Bewegungen setzt, der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung und Prävention von Skoliose ist. Nur durch die Stärkung der Muskulatur und die Förderung einer aktiven Lebensweise lässt sich die Wirbelsäule langfristig stabilisieren und Rückenproblemen vorbeugen.

Rumpfstärkung und Prävention

Die Kräftigung der Rumpfmuskulatur ist besonders wichtig: Ein starker „Core“ hält den Rücken wie Zurrgurte gerade. Studien belegen, dass ein regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining (etwa 2-3 Mal pro Woche) das Risiko für Rückenschmerzen deutlich senkt. In der Praxis heißt das: Integrieren Sie Übungen für den Rücken- und Bauchbereich (z. B. Planks, leichte Kreuzheben, Supermans) in Ihren Alltag und kombinieren Sie sie mit Dehnübungen für Hüfte und Brustkorb. Auch Yoga oder Pilates können hilfreich sein, weil sie Kraft, Mobilität und Körperbewusstsein schulen. Wichtig ist ein ausgewogenes Programm: Kräftige Muskeln entlasten Gelenke und Bandscheiben​, sorgen für eine aufrechte Haltung und beugen so langfristig weiteren Beschwerden vor.

Ganzheitliche Betreuung bei Athletics & Health

Bei Athletics & Health (AHI) in München verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz aus Diagnostik, Therapie, Training und Recovery, um die Rückengesundheit nachhaltig zu fördern:

  • Diagnostik: Elektromyographie (EMG) analysiert die Muskelspannung rund um die Wirbelsäule. So können muskuläre Dysbalancen oder ungleichmäßige Aktivierungsmuster sichtbar gemacht werden – eine wichtige Basis für gezielte Therapie.
  • Therapie: Manuelle Therapien und Haltungsschulung lösen Verspannungen und stärken das Körpergefühl. Unsere Physiotherapeuten arbeiten mit gezielten Dehn- und Mobilisationsübungen, Faszien-Techniken und körperorientierter Haltungsschulung. Auf Wunsch unterstützen TENS und Massagen die Regeneration.
  • Training: Wir bieten neurozentriertes, funktionelles Krafttraining, das speziell auf Skoliose-Patienten zugeschnitten ist. Dies bedeutet: Gezielte Kräftigungsübungen für Rumpf, Rücken und Stabilisationsmuskeln, bei denen Koordination und Nervensteuerung im Mittelpunkt stehen. So wird die Wirbelsäule optimal entlastet und die Körpermitte gefestigt.
  • Recovery: Gezielte Atemphysiologie, Mobilisation und neuromuskuläre Entspannungsverfahren helfen, Stress abzubauen und die Regeneration zu fördern. Zum Beispiel kann bewusstes Atmen den Brustkorb (Thorax) weiten, wodurch sich die verschobenen Wirbel etwas mehr „neu sortieren“. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung unterstützen, chronische Verspannungen zu lösen​.


Machen Sie den ersten Schritt zu besserer Rückengesundheit: Vereinbaren Sie eine individuelle Diagnostik und Beratung im Athletics & Health Institut. Gemeinsam entwickeln wir ein maßgeschneidertes Programm aus Bewegung, Therapie und Entspannung, das Ihre Wirbelsäule nachhaltig stützt. Seien Sie aktiv – Ihr Körper wird es Ihnen danken!


Quellen:
 Wissenschaftlich fundierte Informationen wurden beispielsweise genutzt aus Gesundheitsinformationen von Charité und IQWiG (​gesundheitsinformation.de), Fachartikeln (z. B. Mayo Clinic / ​newsnetwork.mayoclinic.org) und evidenzbasierten Studien zur Bewegungstherapie (​pubmed.ncbi.nlm.nih.govgesundheitsinformation.de).

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